Diverse Erste Hilfe Themen für Sanitäter_innen
Erstellt von: PP-15 Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gemeinnützige GmbH - (JOAFG), Österreich 
 

INFORMATIONEN ZUM TRAININGSPROGRAMM 

1.    Name des Trainingsprogramms

Diverse Erste Hilfe Themen für Sanitäter_innen

2.    Allgemeine Beschreibung  

 
Erste Hilfe rettet bei Unfällen oder medizinischen Notfällen Leben. Die sichere Versorgung von Patient_innen bis zum Eintreffen professioneller Hilfe oder bis zur Übergabe an das Krankenhaus ist ein zentraler Bestandteil der Rettungskette auf dem Weg zur Genesung. Das Grundprinzip der Ersten Hilfe sind einfache Fertigkeiten, die sich leicht trainieren und in Stresssituationen anwenden lassen. 
Dieses Programm soll als Erste-Hilfe-Fibel für Rettungssanitäter dienen.

Ziele des Trainings:
  • Einführung in die Art und Weise, wie das Umfeld und die eigene Rolle der Rettungssanitäter_innen eine Notfallsituation beeinflussen
  • ein Bewusstsein für die Bedeutung der Ersten Hilfe zu schaffen und einen Überblick über das Thema für Rettungssanitäter_innen zu geben 
  • einige der häufigsten Verletzungen und Krankheiten zu behandeln.
Erwartete Lernergebnisse:
  • Verständnis für die Rolle von Ersthelfer_innen
  • Richtiges Verhalten in einer Erste-Hilfe-Situation
  • Verstehen, wie die Umgebung die Erste-Hilfe-Situation beeinflussen kann
  • Behandlung von spezifischen Verletzungen
  • Umgang mit häufigen Krankheiten

INHALTE DES TRAININGPROGRAMMS


Lektion #1: Verstehen der Rolle von Ersthelfer_innen    
Lektion #2: Richtiges Verhalten in einer Erste-Hilfe-Situation    
Lektion #3: Häufige Medizinische Erkrankungen    

Literaturverzeichnis 

Quiz



Lektion #1: Verstehen der Rolle von Ersthelfer_innen

1.1    Persönliche Sicherheit
 
Eine Person, die Erste Hilfe leistet, muss sich so weit wie möglich vor dem Kontakt mit Körperflüssigkeiten - einschließlich Erbrochenem, Urin und Blut - schützen. Daher ist die persönliche Schutzausrüstung (PSA) für jeden Notfallhelfer sehr wichtig (siehe Abb. 1).
Sie umfasst eine Vielzahl von Kleidungsstücken, Helmen, Handschuhen, Stiefeln, Oberbekleidung und anderen Ausrüstungsgegenständen, die für eine sichere und effiziente Notfallhilfe benötigt werden. Wesentliche Bestandteile der PSA sind Einweghandschuhe, Gesichtsschutz/Masken (um Risiken im Zusammenhang mit der Mund-zu-Mund-Beatmung zu vermeiden) und die Verwendung eines Desinfektionsmittels auf Alkoholbasis (oder ähnliches) (vor und nach der Behandlung).
Auch das Händewaschen bleibt von zentraler Bedeutung, da es das Risiko einer Erregerübertragung oder Infektion zwischen Ersthelfer_innen und Patient_innen verringert. Idealerweise sollten die Hände vor und nach Patient_innenkontakt - oder vor und nach Tätigkeiten, bei denen eine Infektion möglich ist - mit Seife und fließendem warmen Wasser gewaschen werden. Nach dem Waschen sollten die Hände vollständig abgetrocknet werden, vorzugsweise mit Einwegtüchern. Wenn Seife und Wasser nicht zur Verfügung stehen und die Hände sichtbar sauber sind, kann eine Desinfektionsflüssigkeit oder ein Desinfektionsmittel verwendet werden (Johanniter International, 2019).

 

Abbildung 1: Persönliche Schutzausrüstung (PSA)


1.2    Reagieren auf einen Notfall  
  
In einem Notfall ist es wichtig, einem klaren Plan zu folgen, der dabei hilft, Prioritäten zu setzen und angemessen und effektiv zu reagieren.
  
Neben der Herstellung der persönlichen Sicherheit, wie im obigen Kapitel beschrieben, sind auch die Sicherung des Schauplatzes und die Entwicklung eines Überblicks über den Vorfall und den Kontext, in dem er sich ereignet hat, entscheidend.  Dazu gehört es, festzustellen, ob unmittelbare Lebensbedrohungen für Patient_innen bestehen, die angegangen werden müssen, frühzeitig wichtige Entscheidungen zu treffen und den Sanitäter_innen bei Überlegungen zur Befreiung und zum Transport anzuleiten (Colbeck et al., 2018).
  
Die meisten Vorfälle, mit denen Ersthelfer_innen konfrontiert werden, sind von relativ geringer Schwere. Die Patient_innen benötigen möglicherweise keine weitere medizinische Versorgung. In den meisten Fällen sind die Patient_innen in der Lage, andere medizinische Fachkräfte zu kontaktieren, oder sie können auf andere Weise in ein Krankenhaus transportiert werden. In diesem Fall besteht die Aufgabe des Ersthelfers darin, dem Patienten bei der weiteren Versorgung zu helfen. 
  
Bei schwereren Unfällen sind bestimmte Schritte erforderlich, und Ersthelfer_innen müssen die Gefahrensituation einschätzen und die Umgebung sichern. Falls erforderlich, rufen Sie die internationale europäische Notrufnummer 999/112 an.
  
Wenn Sie der Notrufzentrale einen Unfall melden, ist es wichtig, dass Sie zunächst Ihren Namen und Ihre Telefonnummer angeben. Diese Informationen sollten kurz und deutlich übermittelt werden. Des Weiteren sollten die folgenden Details mitgeteilt werden (Abb. 2): Situation (Was ist passiert?); Ort (wo genau befindet sich der Vorfall und wie kann man ihn erreichen?); Anzahl der Verletzten; tatsächliche und potenzielle Gefahren, sowie welche speziellen Notfalldienste (zusätzlich) benötigt werden.   

 

Abbildung 2: SLIDE © Johanniter International

Nach dem Notruf ist es wichtig, alles zu tun, um Patienten_innen zu versorgen, bis zusätzliche Hilfe eintrifft oder die Person dem Krankenhauspersonal übergeben wird. In manchen Fällen kann man nicht mehr tun, als die Patient_innen zu unterstützen und ihm Gesellschaft zu leisten, bis weitere Hilfe eintrifft. Dies ist jedoch sehr wertvoll (Johanniter International, 2019).

Wenn sich der Notfall in einer größeren Einrichtung oder einem Gebäude ereignet und die Situation es erfordert, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass jemand auf das Eintreffen weiterer Rettungskräfte wartet und sie zum Notfallort führt.

Wenn möglich und sinnvoll, können die Medikamente der Patient_innen eingesammelt werden. Freilaufende Tiere müssen in einem sicheren Abstand gehalten werden, und wenn es dunkel ist, sollte der Unfallort beleuchtet werden, um das Auffinden der Unfallstelle zu erleichtern.

Bei der Ersten Hilfe ist es wichtig, die Würde und Privatsphäre der Patient_innen so weit wie möglich zu wahren, ohne jedoch die eigenen Hilfsmöglichkeiten zu beeinträchtigen. Auch sollte man sich der kulturellen Empfindlichkeiten bewusst sein.



Lektion #2: Richtiges Verhalten in einer Erste-Hilfe-Situation 

Manchmal ist mehr als eine Person von einem Unfall betroffen. In solchen Situationen ist es wichtig, die Personen zu identifizieren, die am dringendsten Hilfe benötigen. Das Ziel von Ersthelfer_innen in einer solchen Situation ist es, so vielen Menschen wie möglich zu helfen und sie am Leben zu erhalten.

Wenn die Situation weiterhin gefährlich ist, sollten alle Patient_innen, die gehen können, an einen einzigen sicheren Ort geführt oder geleitet werden. Dieser Ort ist in der Regel nicht weit vom Notfallort entfernt, und die Patient_innen können dort in Sicherheit warten, bis ihr Zustand weiter geklärt ist.

Bei den übrigen Patient_innen sollte man sich darauf konzentrieren, starke Blutungen zu stillen, die Atemwege frei zu halten und die Atmung zu unterstützen.

Dieses Erste-Hilfe-Trainingsprogramm verwendet die Eselsbrücke DRS-ABCD (erinnern Sie sich an "DoktoRS-ABCD"), die darauf abzielt, Anbieter_innen von grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen durch eine ungewohnte Situation zu führen (Colbeck et al., 2018). DRS-ABCD steht für Danger, Response, Stop severe bleeding/ Send for help, Airway, Breathing, Cardiopulmonary resuscitation (CPR) and Defibrillation (siehe Abb. 3). 

Gefahr ist der erste Punkt in dieser Grafik, denn es ist besonders wichtig, dass Ersthelfer_innen sich nicht unnötig in Gefahr bringen, wenn sie einer kranken oder verletzten Person helfen. Sie sollten sich vergewissern, dass es sicher ist, Hilfe zu leisten. Werden Gefahren festgestellt, müssen die Personen, die sich an der Gefahrenstelle aufhalten, an einen sichereren Ort verwiesen werden. 
 

Abbildung 3: DRS-ABCD © Johanniter International

Es kann sein, dass es nicht möglich ist, sicher Erste Hilfe zu leisten, und die Behandlung muss warten, bis Spezialisten eintreffen, die es gewohnt sind, unter gefährlichen Umständen oder in Gefahrenzonen mit Feuer, Gasen, Elektrizität oder Wasser zu arbeiten. Das ist in Ordnung - die Ersthelfer sollten sich nicht gezwungen fühlen, unnötige Risiken einzugehen. Was man z. B. bei einem Autounfall tun kann, ist, den Bereich mit Pannendreiecken abzusperren (siehe Abb. 4).

   

Abbildung 4: Absperrung des Unfallortes

Der zweite Schritt des DRS-ABCD ist "Responsive?", d. h. es wird geprüft, ob die Person bei Bewusstsein ist. Reagiert sie, wenn man mit ihr spricht, ihre Hände berührt oder ihre Schulter drückt? Wenn Sie keine Reaktion erhalten, ist die Person bewusstlos. Schütteln Sie Patient_innen nicht (gewaltsam), da dies die Verletzungen verschlimmern kann. 

Als Nächstes gilt es, starke Blutungen zu stoppen, falls dies bei Patient_innen der Fall ist. Rufen Sie dann Hilfe. Vergessen Sie nicht, die in Abbildung 2 beschriebenen SLIDE-Fragen zu beantworten. Bleiben Sie idealerweise bei Patient_innen. Eventuell erhalten Sie weitere Anweisungen von der Telefonzentrale des Rettungsdienstes. Umstehende sollten einen freien Weg/ Raum um Patient_innen herum freilassen, damit beispielsweise Notärzt_innen den Weg schnell finden können.

Wenn Patient_innen nicht reagieren, prüfen Sie, ob die Atemwege frei sind. Wenn eine Verstopfung im Mund sichtbar ist, entfernen Sie diese vorsichtig, sofern dies möglich und sicher ist. Bei bewusstlosen Patient_innen besteht außerdem die Gefahr, dass die Atemwege durch das Zurückfallen der Zunge blockiert werden. Führen Sie daher eine Kopf-Kinn-Hebung durch, um die Atemwege zu öffnen. 
Schauen, hören und fühlen Sie nach der Atmung und beurteilen Sie die Atemanstrengung, indem Sie auf Bewegungen des Brustkorbs (auf und ab) achten und ein Ohr in die Nähe von Mund und Nase halten. Fühlen Sie die Atmung, indem Sie eine Hand auf den unteren Teil der Brust legen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Patient_innen normal atmen, gehen Sie davon aus, dass diese nicht atmen. 

So reagieren Sie richtig:
  • Der/ die Patient_in ist ansprechbar und atmet normal - bringen Sie die Person in eine bequeme Position und fahren Sie mit der Untersuchung des Kreislaufs fort.
  • Der/ die Patient_in ist nicht ansprechbar und atmet normal - bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage, indem Sie sie vorsichtig auf die Seite drehen und darauf achten, dass Kopf, Nacken und Wirbelsäule in einer Linie bleiben (siehe Abb. 5), und untersuchen Sie den Kreislauf. Überwachen Sie die Atmung, bis Sie Patient_innen übergeben.
  • Die Person ist nicht ansprechbar und atmet nicht normal - gehen Sie sofort zu Punkt C über und beginnen Sie mit der CPR.

 
Abbildung 5: Stabile Seitenlage

CPR steht für cardiopulmonary resuscitation und ist der englische Ausdruck für Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW). Dies ist eine lebensrettende Technik, die in vielen Notfällen nützlich ist, in denen die Atmung oder der Herzschlag einer Person aufgehört hat. Stellen Sie sicher, dass der Patient flach auf dem Rücken liegt. Knien Sie sich neben den Brustkorb der Person und legen Sie den Handballen einer Hand in die Mitte des Brustkorbs und die andere Hand darauf (siehe Abb. 6). Drücken Sie 30 Mal fest und gleichmäßig nach unten. Machen Sie zwei Atemzüge. Zum Einatmen neigen Sie den Kopf leicht nach hinten, indem Sie das Kinn anheben. Klemmen Sie die Nasenlöcher zu, legen Sie Ihren offenen Mund fest auf den offenen Mund und blasen Sie fest in den Mund. Fahren Sie mit den 30 Kompressionen und zwei Atemzügen in einem Tempo von etwa fünf Wiederholungen in zwei Minuten fort. Die Herzdruckmassage ist anstrengend, und im Idealfall sollte der Helfer alle 2 Minuten gewechselt werden. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung sollte nur dann abgebrochen werden, wenn der Patient Lebenszeichen von sich gibt, wenn weitere medizinische Hilfe eintrifft oder wenn der Helfer erschöpft ist (Johanniter International, 2019).
 
 

Abbildung 6: HLW (Herzdruckmassage : Beatmung - 30 : 2)

Ist eine HLW nicht erforderlich, ist der Kreislauf auf Anzeichen eines Schocks zu überprüfen. 

Der letzte Punkt des DRS-ABCD ist "Defibrillator", der bei einer bewusstlosen Person, die nicht atmet, benötigt wird. 

Wenn die Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet wurde, schließen Sie den Patienten so schnell wie möglich an einen automatischen externen Defibrillator (AED) an und befolgen Sie die visuellen und verbalen Anweisungen des Geräts. Ein AED ist ein Gerät, das einen Elektroschock abgibt, um einen unregelmäßigen Herzschlag auszuschalten und so den normalen Herzschlag wiederherzustellen. Sie sind in vielen öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und Organisationen erhältlich (siehe Abb. 7). Wenn die Person auf die Defibrillation anspricht, drehen Sie sie auf die Seite und neigen Sie ihren Kopf, um die Atemwege freizuhalten. Vorsicht! Einige AEDs sind möglicherweise nicht für Kinder geeignet.

 

Abbildung 7: AED

Die soeben beschriebenen einzelnen Schritte zur Überprüfung des Bewusstseins und Hinweise, wie auf Symptome und Umstände richtig reagiert werden kann, sind in Abbildung 8 noch einmal zusammengefasst.

 

Abbildung 8: Bewusstsein prüfen



Lektion #3: Häufige Medizinische Erkrankungen 

3.1 Ersticken 
 
Ersticken ist eine Blockade der oberen Atemwege durch Nahrungsmittel oder andere Gegenstände, die eine Person daran hindert, effektiv zu atmen. Es kommt häufig vor, insbesondere bei sehr jungen oder älteren Menschen. Wenn die Atemwege nicht frei gemacht werden, kann die erstickte Person innerhalb von 3-5 Minuten das Bewusstsein verlieren. In schlimmeren Fällen kann der Sauerstoffmangel im Gehirn zu Hirnschäden oder zum Tod führen (Vgl. Boada et al., 2020). Da einfache Notfallmaßnahmen Leben retten können, sollte der in Lektion 2 beschriebene DRS-ABCD-Ansatz verfolgt werden. 
 
Zu den Anzeichen und Symptomen des Erstickens gehören Husten oder Keuchen, Schwierigkeiten beim Atmen, Sprechen oder Schlucken, Panik und/oder Festhalten des Halses sowie abnormale Geräusche wie Pfeifen beim Atmen oder völlige Unempfindlichkeit (Johanniter International, 2019). 

Ergreifen Sie folgende Maßnahmen, wie in Abbildung 9 beschrieben:
  • Ermuntern Sie Patient_innen zum Husten.
  • Wenn der Atemweg dadurch nicht frei wird, bitten Sie den Patienten um Hilfe, beugen Sie ihn nach vorne und geben Sie ihm fünf leichte Schläge mit dem Handballen zwischen die Schulterblätter.
  • Wenn die leichten Schläge zwischen die Schulterblätter die Blockade nicht beseitigen, versuchen Sie es mit fünf Oberbauchkompressionen (auch bekannt als das Heimlich-Manöver). Stellen Sie sich dazu hinter den Patienten, ballen Sie eine Hand zu einer Faust und legen Sie sie mittig unter den Brustkorb. Mit der anderen Hand fassen Sie die Faust von unten und führen die Hände ruckartig nach oben und hinten zusammen.
  • Führen Sie abwechselnd fünf leichte Schläge zwischen die Schulterblätter und fünf Oberbauchkompressionen durch, bis die Atemwege frei sind oder der Patient nicht mehr reagiert. 

Abbildung 9: Ersticken - Was ist zu tun?

Wenn der Patient bewusstlos wird, stützen Sie ihn vorsichtig auf den Boden, wenn er nicht bereits darauf liegt, und legen Sie ihn auf den Rücken. Rufen Sie dann um Hilfe und beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, die fortgesetzt werden sollte, bis professionelle Hilfe eintrifft oder das Hindernis beseitigt ist.


3.2    Asthma

Die meisten Menschen, die an Asthma leiden, sind sich ihrer Erkrankung bewusst und sollten wissen, wie sie ihre eigenen Medikamente richtig anwenden. Dennoch kann ein Asthmaanfall potenziell lebensbedrohlich sein, da die Atemwege anschwellen und sich entzünden. Die Muskeln um die Atemwege herum ziehen sich zusammen und die Atemwege produzieren zusätzlichen Schleim, wodurch sich die Atemwege (Bronchien) verengen.

Ein Asthmaanfall kann sich durch Symptome wie Atemnot, Keuchen und/oder Husten äußern. Ohne Behandlung können sich die Symptome schnell verschlimmern und zu schwerer Kurzatmigkeit bis hin zu Angstzuständen oder Panik führen. 

Es ist ratsam, immer nach dem DRS-ABCD-Ansatz vorzugehen. Helfen Sie dem Patienten, aufrecht in einer bequemen Position zu sitzen, und beruhigen Sie ihn. Leiten Sie den Patienten an, sich das beruhigende Medikament über einen Inhalator selbst zu verabreichen (siehe Abb. 10). Falls erforderlich, helfen Sie dem Patienten bei der Verabreichung des Medikaments und ermutigen Sie ihn, einen "Spacer" zu verwenden, falls er einen hat. Vergewissern Sie sich, dass Hilfe auf dem Weg ist. 
 

Abbildung 10: Asthmapatientin mit einem Inhalator


3.3    Allergische Reaktionen 

Eine allergische Reaktion ist das Ergebnis einer erworbenen Überempfindlichkeit gegenüber einer Substanz, die bei der großen Mehrheit der Menschen keine Reaktion hervorruft. Die allergieauslösende Substanz wird als Allergen bezeichnet (Vgl. Tilton, 2010). Leichte allergische Reaktionen sind sehr häufig, und oft reicht es aus, die Symptome zu behandeln. In vielen Fällen weiß der Patient, was das Problem verursacht hat. Häufige Auslöser sind Erdnüsse, Antibiotika und Meeresfrüchte (siehe Abb. 11). In anderen Fällen ist unklar, was der Auslöser ist. Die Hilfsmaßnahmen hängen davon ab, wie schwer die allergische Reaktion ist.
 

Abbildung 11: Häufige Allergene © Tilton 2010

Zu den Merkmalen einer leichten bis mittelschweren Allergie gehören Schwellungen im Bereich der Haut, des Gesichts und der Augen sowie ein vergrößerter/erhöhter Ausschlag, der in der Regel juckt (auch Nesselsucht genannt) (siehe Abb. 12). In diesem Fall sollten Sie die mögliche Ursache ausschließen und weitere medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Fordern Sie den Patienten außerdem auf, seine eigenen Medikamente gegen eine bekannte Allergie einzunehmen. Wenn Schwellungen der Atemwege und Atemprobleme auftreten, untersuchen Sie den Patienten auf Anzeichen einer schweren Allergie.

 

Abbildung 12: Allergische Reaktion

Eine schwere allergische Reaktion, auch Anaphylaxie genannt, ist potenziell lebensbedrohlich und muss immer als medizinischer Notfall behandelt werden. Eine Anaphylaxie kann bereits wenige Minuten nach dem Kontakt mit einer bestimmten allergieauslösenden Substanz (Allergen) auftreten. Der Patient kann Anzeichen eines Schocks zeigen, nicht mehr ansprechbar sein oder einen Herzstillstand erleiden. Zu den Merkmalen gehören Atemprobleme und/oder Atemgeräusche, Anschwellen der Zunge und/oder Verengung des Rachens sowie Bauchschmerzen/Krämpfe und Hautausschlag und/oder übermäßiges Schwitzen.

In diesem Fall kann man den DRS-ABCD-Ansatz befolgen, dem Patienten in eine bequeme Liegeposition helfen und, falls vorhanden, dem Patienten bei der Selbstanwendung seines Epinephrin-Autoinjektors helfen. Wenn der Patient dazu nicht in der Lage ist, führen Sie die Injektion durch.  Wenn nach fünf Minuten keine Besserung eintritt, kann ein weiterer Epinephrin-Autoinjektor verabreicht werden, sofern verfügbar. Sorgen Sie dafür, dass der Patient so schnell wie möglich behandelt wird.


3.4    Schlaganfall  

Ein Schlaganfall ist eine ernste, lebensbedrohliche Erkrankung, die auftritt, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird. Schlaganfälle sind ein häufiger medizinischer Notfall und eine dringende Behandlung ist unerlässlich. Heutzutage gibt es Maßnahmen, die die Behandlungsergebnisse für viele Patient_innen verbessern können, und eine frühzeitige Erkennung durch einen Ersthelfer kann einen großen Unterschied machen. Je früher ein Schlaganfall behandelt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden entsteht.

Die wichtigsten Symptome eines Schlaganfalls lassen sich mit dem Wort FAST (siehe Abb. 13) zusammenfassen, das für Face, Arm, Speech und Time steht.  

 

Abbildung 13: Act FAST © www.stroke.org.uk

Im Einzelnen bedeutet dies, dass 1) das Gesicht auf einer Seite eingefallen ist, die Person nicht mehr lächeln kann oder ihr Mund oder Auge eingefallen ist. 2) Die Person mit Verdacht auf Schlaganfall ist möglicherweise nicht in der Lage, beide Arme zu heben und zu halten, weil ein Arm schwach oder taub ist. 3) Die Sprache kann undeutlich oder verstümmelt sein, oder die Person kann überhaupt nicht sprechen, obwohl sie wach zu sein scheint. Es kann auch sein, dass die Person Probleme hat, zu verstehen, was Sie zu ihr sagen. 4) Wenn Sie eines dieser Anzeichen oder Symptome bemerken, müssen Sie sofort Hilfe holen.

In diesem Fall sollten Sie das DRS-ABCD befolgen, den Patienten beruhigen und für sein Wohlbefinden sorgen. Wenn die Reaktionsfähigkeit des Patienten eingeschränkt ist, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage (Johanniter International, 2019).


3.5    Krampfanfälle 

Krampfanfälle sind das Ergebnis einer abnormen Gehirnaktivität, die zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen führen kann. Krampfanfälle können durch eine Kopfverletzung, eine Gehirnerkrankung, Sauerstoffmangel oder sogar Hypoglykämie sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch verursacht werden.

Die Anfälle können sich dadurch äußern, dass der Patient plötzlich zu Boden fällt, sich auf die Zunge beißt, der Körper steif und unbeweglich wird, Zuckungen oder krampfartige Bewegungen auftreten oder sich sogar die Harnblase unwillkürlich entleert (siehe Abb. 14). Nachdem der Anfall abgeklungen ist, kann der Patient verwirrt und schläfrig wirken (Johanniter International, 2019).
 
Was Sie tun sollten:
  • Folgen Sie dem DRS-ABCD-Ansatz.
  • Versuchen Sie nicht, den Patienten während eines Krampfanfalls zu fixieren. Versuchen Sie, den Kopf des Patienten zu schützen, indem Sie mögliche Gefahren abwehren oder etwas Weiches unter seinen Kopf legen.
  • Versuchen Sie nicht, einen Gegenstand in den Mund des Patienten zu stecken, um ihn offen zu halten. 
  • Rufen Sie weitere medizinische Hilfe, wenn die folgenden Anzeichen auftreten:
    • Wiederkehrende Krampfanfälle
    • Der Patient erleidet eine Verletzung, die weitere medizinische Hilfe erfordert
    • Der Patient hat noch nie einen Anfall gehabt
  • Wenn der Anfall vorüber ist und der Patient immer noch nicht reagiert, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und vergewissern Sie sich, dass Hilfe auf dem Weg ist.
  • Beobachten Sie den Patienten weiter, während Sie auf das Eintreffen weiterer medizinischer Hilfe warten
 
Abbildung 14: Patient mit einem Krampfanfall

Es gibt auch Krampfanfälle im Zusammenhang mit erhöhter Körpertemperatur. Hier kann ein rascher Anstieg der Körpertemperatur bei einem Säugling oder jüngeren Kind zu Krampfanfällen führen. Obwohl dies für die Eltern eine beängstigende Erfahrung ist, sind solche Anfälle häufig und verursachen keine langfristigen Probleme, wenn der Anfall von kurzer Dauer ist.

Was Sie tun sollten (Johanniter International, 2019):
  • Befolgen Sie den DRS-ABCD-Ansatz
  • Entfernen Sie überschüssige Kleidung und/oder Bettzeug
  • Kühlen Sie das Kind, zum Beispiel mit einem feuchten Waschlappen oder Schwamm. 
  • Stellen Sie sicher, dass es nicht zu einer Unterkühlung kommt.
  • Sicherstellen, dass ein geeignetes Fiebermittel (z. B. Paracetamol) verabreicht wird
  • Suchen Sie einen Arzt auf

Literaturverzeichnis
  • Boada, I., Rodriguez Benitez, A., Thió-Henestrosa, S., & Soler, J. (2020). A Serious Game on the First-Aid Procedure in Choking Scenarios: Design and Evaluation Study. JMIR Serious Games, 8(3), e16655. https://doi.org/10.2196/16655
  • Colbeck, M. A., Maria, S., Eaton, G., Campbell, C. B., Batt, A. M., & Caffey, M. R. (2018). International Examination and Synthesis of the Primary and Secondary Surveys in Paramedicine. Irish Journal of Paramedicine, 3(2). https://doi.org/10.32378/ijp.v3i2.91
  • Johanniter International. (2019). An Introduction to First Aid.
  • Tilton, B. (2010). First Aid. A Complete Illustrated Guide. Globe Pequot Press


Um am Quiz teilzunehmen, klicken Sie bitte hier!
This website uses cookies to function. By continuing to browse this site, you agree to the use of cookies stored on your computer.