Wertschätzende Kommunikationsstile
Erstellt von: Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gem. GmbH - (JOAFG), ÖsterreichI. INFORMATIONEN ZUM TRAININGSPROGRAMM
1. Name des Trainingsprogramms
Wertschätzende Kommunikationsstile
2. Allgemeine Beschreibung
Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Gleichzeitig ist sie ein hochkomplexes und heterogenes Phänomen, das aus vielen verschiedenen Aspekten besteht. Kommunikation kann verbal, paraverbal (d. h. wie man die Worte, die man sagt, ausspricht) und nonverbal sein. Dieses Schulungsprogramm konzentriert sich ausdrücklich auf die zwischenmenschliche Kommunikation und soll als Kommunikationsfibel für Rettungssanitäter:innen dienen.
Ziele des Trainings und erwartete Lernergebnisse
Ziele des Trainings:
- Einführung in die Grundlagen der Kommunikation und Aufzeigen von Möglichkeiten, wie sie eine Notfallsituation beeinflussen kann
- ein Bewusstsein für die Bedeutung von Kommunikation zu schaffen und einen Überblick über das Thema für Rettungssanitäter:innen zu geben.
- In einem Fallbeispiel zu behandeln, wie man mit einer Person mit Demenz kommuniziert
- Erwartete Lernergebnisse:
- Verstehen der Rolle der Kommunikation für den Ersthelfer:innen
- Korrekte Kommunikation während einer Erste-Hilfe-Situation
- Verstehen, wie Kommunikation die Erste-Hilfe-Situation beeinflussen kann
- Kommunikation mit Menschen, die eine häufig auftretende Krankheit haben
II. INHALTE DES TRAININGPROGRAMMS
Die Erste Hilfe umfasst alle Maßnahmen, die Menschen in einer Notsituation ergreifen, bis professionelle Hilfe vor Ort eintrifft. Ziel ist es, den Zustand der verletzten oder erkrankten Person zu stabilisieren, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Lektion #1: Verstehen der Rolle von Ersthelfer_innen
Lektion #2: Richtiges Verhalten in einer Erste-Hilfe-Situation
Lektion #3: Häufige Medizinische Erkrankungen
Lektion #4: Grundlagen der "Psychologischen Ersten Hilfe" in Krisensituationen
Literaturverzeichnis
Quiz
Lektion #1: Grundlegende und nützliche Informationen zur Kommunikation
Um richtig und zielgerichtet kommunizieren zu können, ist ein grundlegendes Verständnis des Kommunikationsprozesses und der Kommunikationsfähigkeiten erforderlich.-
- Grundlegender Überblick

Abbildung 1: Das Kommunikationsquadrat nach F. Schulz von Thun © Schulz von Thun
Nach Schulz von Thun hat eine Botschaft vier Aspekte oder Seiten. Sie hat eine sachliche Information, eine Beziehungskomponente, eine Selbstoffenbarungskomponente und eine Appellkomponente.
Die Sachinformation wird vom Absender der Nachricht in irgendeiner Form kodiert und muss vom Empfänger wieder dekodiert werden. Solche Kodierungen können Sprache, Symbole oder andere Formen von Zeichen (z. B. Gebärdensprache) sein. Um den sachlichen Inhalt zuverlässig senden und empfangen zu können, müssen Sender:in und Empfänger:in notwendigerweise über den gleichen Zeichensatz verfügen. Wenn Sender:in und Empfänger:in nur unterschiedliche Sprachen sprechen und verstehen, kann eine übermittelte Nachricht vom Empfänger nicht entschlüsselt oder übersetzt werden. Stimmen die Zeichensätze von Absender:in und Empfänger:in nicht überein, kommt es zu Missverständnissen. Diese können so weit gehen, dass der Empfänger den Inhalt gar nicht versteht. Das kann schon dann passieren, wenn einzelne Wörter unterschiedlich oder gar nicht verstanden werden. So wäre es möglich, eine Nachricht durch die ausgiebige Verwendung von Fremdwörtern, Sätzen, undefinierten Abkürzungen usw. schwer, wenn nicht gar unlesbar zu machen. (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Die Beziehungskomponente dreht sich um die Frage, wie Sender und Empfänger ihre Beziehung definieren, da Worte und Verhalten entsprechend angepasst werden. Wenn sich zwei Freunde treffen und der eine den anderen mit dem Satz "Na, mein Junge, wie geht's dir?" begrüßt, ist dieser Satz vermutlich kongruent mit der freundschaftlichen Beziehung der beiden. Wenn die Beziehungsdefinition des Senders und des Empfängers übereinstimmt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Nachricht so verstanden wird, wie sie gemeint ist. Hat der Empfänger der Nachricht eine andere Definition der Beziehung, kommt es zu Irritationen und Missverständnissen (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Durch Selbstoffenbarung, wie das Wort schon sagt, zeigt eine Person immer etwas über sich selbst. Die Sprache oder die Art und Weise, wie sich jemand ausdrückt, verrät zum Beispiel etwas über sein sprachliches Umfeld oder seine Herkunft. Auch das Verhalten einer Person gibt Hinweise darauf, wie sie sich gerade fühlt (ist die Person z. B. aufgeregt oder ruhig, angespannt oder entspannt?). Das Verhalten offenbart unsere eigene verinnerlichte Einstellung, mit der wir auf eine andere Person zugehen. Selbst wenn eine Person versucht, ihre Haltung oder ihre Gefühle zu unterdrücken oder zu verbergen, kommt etwas bei uns an. Manchmal ist es nur ein leichtes Gefühl der Irritation (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Die vierte Seite einer Botschaft ist der Appell, d. h. hinter einer Botschaft steht in der Regel eine Absicht. Kaum etwas wird "einfach so" gesagt. Die genaue Absicht hinter einer Nachricht kann offen oder versteckt geäußert werden. Im zweiten Fall könnte der Absender versuchen, den Empfänger zu manipulieren.
Das von Thun'sche Modell zeigt, dass die Art und Weise, wie eine Person kommuniziert, Auswirkungen auf ihre Botschaft hat. Wenn Sie Ihre Ideen klar und prägnant vermitteln können, wird die andere Person die Bedeutung gut behalten und Ihre Botschaft verstehen. Aber auch zwei Menschen, die die gleiche Sprache sprechen und über den gleichen Wortschatz verfügen, können, müssen aber nicht unbedingt erfolgreich kommunizieren. Die öffentliche politische Debatte beispielsweise zeigt uns jeden Tag, dass Kommunikation mehr ist als der bloße Austausch von verbalen und nonverbalen Zeichenfolgen (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Ein weiteres, allgemein bekanntes Modell der menschlichen Kommunikation sind die fünf Axiome nach Paul Watzlawick (siehe Abb. 2). Unter einem Axiom wird hier zum einen ein Grundsatz oder eine als absolut richtig anerkannte gültige Wahrheit verstanden, die keines Beweises bedarf, und zum anderen eine nicht abgeleitete Aussage eines wissenschaftlichen Bereichs, aus der andere Aussagen abgeleitet werden (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Das erste Axiom lautet: "Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Für das Modell bedeutet dieses Axiom, dass die Kommunikation kontinuierlich ist. Die Teilnehmer:innen äußern sich verbal und/oder nonverbal und verhalten sich im Kommunikationsprozess ohne Unterbrechung. Dadurch beeinflussen sich die Kommunikationsteilnehmer:innen in jedem Moment gegenseitig. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung, sie ist also zirkulär.

Abbildung 2: 5 Axiome der Kommunikation nach P. Watzlawick © Springer
Das zweite von Watzlawick formulierte Axiom lautet: "Jede Kommunikation hat sowohl einen Inhalts- als auch einen Beziehungsaspekt", so dass Letzterer den Ersteren bestimmt. Dieses Axiom besagt, dass die Beziehung zwischen zwei Menschen die Kommunikation bestimmt. Der Bedeutungsumfang von Sätzen wie "Du siehst heute gut aus." kann durch die Beziehung zwischen zwei Menschen vom höchsten Lob bis zur tiefsten Beleidigung reichen (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Bildlich gesprochen ist die Kommunikation zirkulär, das heißt, sie hat keinen Anfang und kein Ende. Menschen, die in einer Beziehung zueinander stehen, kommunizieren, und alles, was bisher in der Beziehung passiert ist, gehört dazu. Dennoch setzen Menschen in der Kommunikation ihre persönlichen Ausgangspunkte, von denen dann ihr kommunikatives Verhalten abhängt. Das entsprechende Axiom dazu lautet: "Wir erleben unser Verhalten meist als Reaktion".
Watzlawick bezeichnet die Art und Weise, in der Akteure interagieren, als Modalitäten. Das Axiom dazu lautet: "Kommunikation ist auch nonverbal (analog & digital)". Der digitale Strang (Sprache, Zeichen, Symbole usw.) wird in erster Linie zur Vermittlung von Sachinhalten genutzt. Diese Modalität ist für Beziehungen und Gefühle nicht sehr zugänglich. Die Beziehungsebene wird über den analogen Bereich (Mimik, Gestik, Verhalten usw.) beleuchtet. So präzise die digitalen Ausdrücke sind (z. B. in Form von sprachlichen Äußerungen), so ungenau sind die analogen. Meistens sind sie mehrdeutig. Ein Lächeln kann Freundlichkeit oder Verachtung ausdrücken. Es gibt Tränen der Freude und der Traurigkeit. Bei der Kommunikation gibt es keine absolute Sicherheit, dass die Botschaften beim Gegenüber ankommen. Durch die Kombination digitaler und analoger Modalitäten kann jedoch die beabsichtigte Botschaft deutlich gemacht werden. Das Gesamtbild ergibt sich auf allen Kanälen (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
Das fünfte und letzte Axiom lautet "Die Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär". Wenn die Kommunikation symmetrisch ist, bedeutet dies, dass beide Kommunikationspartner nach Gleichheit streben und entsprechend interagieren. Sie spiegeln sich gewissermaßen gegenseitig. Stärke wird mit Stärke beantwortet, Schwäche mit Schwäche oder Härte mit Härte usw. Komplementäre Kommunikation zeigt ein anderes Anpassungsverhalten, bei dem es um eine abgestimmte und erwartete Differenz geht. Solche komplementären Beziehungen entstehen zum Beispiel zwischen Lehrern und Schülern, Mutter und Kind oder Managern und Mitarbeitern. Wie die Erwartungen in solchen Beziehungen aussehen, hängt unter anderem vom kulturellen Hintergrund ab. Wenn die Erwartungen an die Komplementarität nicht erfüllt werden, führt dies zu Störungen in der Kommunikation. Wird zum Beispiel ein älterer Mensch in Japan von einem jüngeren nicht mit emphatischem Respekt behandelt, kann dieser Umstand die Kommunikation erheblich beeinträchtigen oder sogar unmöglich machen. Die Kommunikationspartner verstehen sich einfach nicht. Unabhängig davon, ob es sich um eine symmetrische oder komplementäre Kommunikationssituation handelt, ist es für den Kommunikationsverlauf entscheidend, ob die Partner die gleiche oder eine unterschiedliche Definition ihrer Beziehung haben. Abweichungen in der Definition können zu Störungen führen. (Lubienetzki & Schüler-Lubienetzki, 2020).
-
- Kommunikationsstile
Kommunikationsstile ändern sich von Person zu Person. Während des Kommunikationsprozesses kann eine Person mehrere Kanäle, Modi oder Methoden nutzen, um eine Botschaft zu übermitteln. Der Kommunikationsprozess hängt jedoch nicht nur von der Quelle ab, die Informationen produziert oder weitergibt, sondern auch von der Kommunikationsmethode und der Art und Weise, wie der Empfänger die Nachricht versteht. Kommunikationsstile spielen nicht nur in persönlichen Beziehungen eine Rolle, sondern auch in den Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern, Ärzten und Patienten, Führungskräften und Untergebenen, Beratern und Kunden, Politikern und der Öffentlichkeit (de Vries et al., 2013).
Lektion #2: Grundlagen der Deeskalation ("Erste Hilfe" in Konfliktsituationen)
Effektive Kommunikationsfähigkeiten sind sowohl im Berufs- als auch im Privatleben sehr wichtig. Besonders in Stress- und/oder Konfliktsituationen ist eine klare Kommunikation unerlässlich. In einigen Arbeitsbereichen, wie z. B. bei Notdiensten oder im Gesundheitswesen, können unzureichende Kommunikationsfähigkeiten zu verwirrenden oder unvollständigen Anweisungen führen, was sehr ernste negative Folgen haben kann. Hier sind ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten nicht nur von Vorteil, sondern können buchstäblich Leben retten, indem sie Patient:innen oder anderen Zielgruppen genaue Informationen klar vermitteln.Ein wichtiges Thema in Konfliktsituationen ist die Deeskalation, d. h. die kommunikative Vermeidung von Konflikten und das Vermeiden eines gegenseitigen Aufschaukelns von Emotionen und Aggressionen. In der Notfall- oder Gesundheitsversorgung ist es besonders wichtig, sich mit der Entstehung von Gewalt und Aggression auseinanderzusetzen und den besten Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen zu erlernen, denn in der Arbeit mit Patient:innen ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Spannungssituationen deutlich erhöht. Im Verlauf jeder Krankheit, Pflege oder Betreuung gibt es Phasen, in denen Aggressionen entstehen können. Ängste, Verlust von Autonomie und Selbstwertgefühl, existenzielle Sorgen, persönliche Krisen, Schmerzen, Wut (auf sich selbst oder auf andere) usw. belasten die Patient:innen. Zugleich sind sie innerlich verletzlicher, hilfloser und empfindlicher. Diese Mischung schafft ein inneres Spannungsfeld, in dem der Betroffene selbst auf Kleinigkeiten aggressiv reagieren kann. Insbesondere Menschen mit mangelnder Einsicht (z.B. kleine Kinder, psychisch Kranke) können den Sinn und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Gesundheit oder zu ihrem Schutz nicht verstehen und erleben diese Maßnahmen daher als gegen sich selbst und ihre Bedürfnisse gerichtete Gewalt, was zu aggressiven Gegenreaktionen führen kann (Wesuls et al., 2005).
Bei der Deeskalation gibt es mehrere kommunikative Strategien, die die Chance auf eine gewaltfreie Konfliktlösung deutlich erhöhen. Neben der inhaltlichen Ebene der Kommunikation, also der eigentlichen Wortwahl, spielen sowohl die paraverbale Ebene als auch die nonverbale Ebene eine sehr wichtige Rolle bei der Deeskalation. Die Stimme und die Körpersprache haben eine sehr starke Wirkung und hier schließt sich wieder die Brücke zum inneren Zustand. Es ist viel leichter, überzeugend zu wirken, wenn man selbst überzeugt ist.
Bei der Deeskalation geht es darum, Aggressionen zu verstehen, zu deuten, zu verändern und zu verhindern, wo immer sie auftreten. Deeskalierende Arbeit kann auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden, z.B. in der Verhinderung der Entstehung von Aggression, im beruhigenden Gespräch mit angespannten Patient:innen, in der Lösung von Konflikten ohne Niederlage oder auch in der Fesselung, die human und patient:innenfreundlich durchgeführt wird und so weitere brachiale Aggressionen der Patient:innen verhindert. Deeskalierendes Arbeiten ist in jeder Phase der Aggressionsentwicklung und -eskalation möglich (Wesuls et al., 2005).
Im Kontakt mit aggressiven Patient:innen muss man sich der Professionalität der Beziehung bewusst werden. Während man in privaten Beziehungen intuitiv, spontan und unreflektiert auf Aggressionen reagieren kann, muss der Umgang mit Aggressionen in der professionellen Beziehung zu Patient:innen geplant, zielgerichtet und reflektiert sein.
Wesuls et al. (2005) haben 12 Grundregeln der Deeskalation aufgestellt:

Abbildung 3: 12 Grundregeln der Deeskalation © Wesuls et al. (2005)
- Wehret den Anfängen!
- Denken Sie an Ihre eigene Sicherheit!
- Entfernen Sie Schaulustige!
- Ruhe bewahren!
- Angespannte Patient:innen brauche eine Kontaktperson
- Achten Sie auf Ihre Körpersprache, Mimik, Gestik und Stimme!
- Nehmen Sie Blickkontakt auf!
- Versuchen Sie niemals, Patient:innen zu kontrollieren oder zu dominieren!
- Lassen Sie sich nicht durch verbale Aggression provozieren oder treffen!
- Vermeiden Sie auch provokante Begriffe, Vorwürfe, Ermahnungen oder Drohungen!
- Wertschätzende Haltung!
- Erarbeiten Sie Bedürfnisse und Gefühle!
Lektion #3: Tipps für die Kommunikation mit einer Person mit Demenz
Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die die kognitiven Fähigkeiten und die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt (z. B. Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten bei der Kommunikation oder Wortfindung, Verwirrung und Desorientierung). Die meisten Patient:innen mit Demenz erleben auch psychologische Veränderungen wie Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Ängste und/oder unangemessenes Verhalten (Walaszek, 2020) (siehe Abb. 4).
Abbildung 4: Typische Anzeichen für eine Demenz © AOK
Von Demenz betroffene Personen kämpfen oft mit Gefühlen der Angst und Unsicherheit, wie z. B. der Angst vor Gedächtnisverlust und Verlust der Denkfähigkeit oder davor, "zu verlieren, wer sie sind". In späteren Stadien verstehen sie vielleicht nicht, was vor sich geht, oder sie haben das Gefühl, dass sie keine Kontrolle über das haben, was um sie herum oder mit ihnen geschieht. All dies kann sich auf ihr Verhalten auswirken.
Diese Symptome können die Kommunikation mit einer Person mit Demenz erschweren. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Handlungen der Patient:innen nicht gewollt, manipulativ oder gegen Sie persönlich gerichtet sind, sondern vielmehr Symptome einer Gehirnerkrankung darstellen. Kommunikationsprobleme können dazu führen, dass jeder Beteiligte nur unvollständige Informationen hat, was insbesondere in einer Notfallsituation zu weiteren Schwierigkeiten führen kann.
Walaszek (2020) hat eine Liste mit Tipps für die Kommunikation mit Demenzkranken zusammengestellt, die Folgendes umfasst:
- Langsames, deutliches und direktes Sprechen mit Patient:innen in einfachen Worten und Sätzen
- Geben Sie Patient:innen ausreichend Zeit, um zu antworten.
- Unterbrechen, korrigieren, kritisieren oder argumentieren Sie nicht.
- Zerlegen Sie Fragen, Aussagen und Bitten in kürzere Sätze (ersetzen Sie z. B. eine mehrstufige Aufforderung durch eine Abfolge von einstufigen Bitten).
- Geben Sie visuelle Hinweise und Demonstrationen zusammen mit verbalen Aussagen.
- Verwenden Sie schriftliche Notizen als Erinnerungshilfen und Checklisten.
- Seien Sie geduldig.
Lektion #4: Grundlagen der "Psychologischen Ersten Hilfe" in Krisensituationen
Bei der Arbeit mit Menschen während und nach einer Katastrophe ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass man es mit Menschen zu tun hat, die verwirrt, ängstlich oder schockiert reagieren können.
Um diesen anfänglichen Stress, der durch oft traumatische Ereignisse verursacht wird, zu verringern, wurde die Psychologische Erste Hilfe (engl. Psychological First Aid (PFA)) als eine erste Katastrophenhilfe entwickelt. Sie hilft bei der Unterstützung von Menschen in Notsituationen und bietet eine Anleitung für die psychosoziale Betreuung unmittelbar nach dem Notfallereignis. PFA besteht aus einer systematischen Reihe von Hilfsmaßnahmen, die darauf abzielen, den anfänglichen posttraumatischen Stress zu verringern und die kurz- und langfristige Anpassungsfähigkeit zu unterstützen.
Die großen Stärken von PFA liegen darin, dass sie grundlegende Techniken zur Informationserfassung umfasst, die es den Anbietern ermöglichen, die unmittelbaren Sorgen und Bedürfnisse der Überlebenden schnell einzuschätzen und unterstützende Maßnahmen auf flexible Weise umzusetzen (National Child Traumatic Stress Network (NCTSN) & National Center for PTSD, 2006). PFA stützt sich auch auf praxiserprobte, evidenzbasierte Strategien, die in einer Vielzahl von Katastrophenumgebungen eingesetzt werden können.
Wichtige Bestandteile der PFA sind eine ruhige Kommunikation mit offener Körperhaltung und Augenkontakt, die Vermittlung von Wärme, d. h. die Verwendung eines sanften Tons, und der Aufbau einer Beziehung zum Patienten. Dies kann so aussehen, dass man sich vorstellt, wenn man nicht bekannt ist, und die Person fragt, wie sie genannt werden möchte. Die Hilfe kann von körperlichem und emotionalem Trost bis hin zu praktischer Unterstützung und Informationen reichen, um den Überlebenden bei der Bewältigung ihrer unmittelbaren Bedürfnisse und Sorgen zu helfen (National Child Traumatic Stress Network (NCTSN) & National Center for PTSD, 2006). Dies kann so einfach sein wie das Anbieten von Nahrung, Wasser oder Decken.
Die drei grundlegenden Handlungsprinzipien der PFA sind: Hinsehen, Zuhören und Verbinden (siehe Abb. 5). Da sich Krisensituationen schnell ändern können, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen - und sei es nur ein paar Augenblicke -, um sich umzusehen, bevor man Hilfe anbietet. Dies kann nur ein kurzer Überblick über die Situation sein, aber es kann Ihnen die Möglichkeit geben, ruhig und sicher zu sein und nachzudenken, bevor Sie handeln. Wichtige Fragen und Themen, die Sie berücksichtigen sollten, wenn Sie sich umsehen, sind Sicherheit (Welche Gefahren können Sie in der Umgebung erkennen? Können Sie den Schauplatz betreten, ohne sich selbst oder andere zu verletzen?), Menschen mit offensichtlich dringenden Grundbedürfnissen (Ist jemand schwer verletzt und benötigt medizinische Notfallhilfe? Scheint jemand gerettet werden zu müssen?), und Menschen mit ernsthaften Notfallreaktionen (Wo und wer sind die am meisten in Not geratenen Menschen?). Es ist wichtig, den Menschen, denen man hilft, richtig zuzuhören, um ihre Situation und ihre Bedürfnisse zu verstehen, um ihnen zu helfen, sich zu beruhigen, und um angemessene Hilfe anbieten zu können (Weltgesundheitsorganisation (WHO), 2011).
Gehen Sie respektvoll und entsprechend ihrer Kultur auf Menschen zu, die möglicherweise Unterstützung benötigen. Fragen Sie nach den Bedürfnissen und Sorgen der Menschen, hören Sie ihnen zu und helfen Sie ihnen, sich zu beruhigen. Das kann so aussehen, dass man in der Nähe einer Person bleibt, sie aber nicht zum Reden drängt. Das letzte Handlungsprinzip dreht sich darum, die Menschen mit praktischer Unterstützung zu versorgen, z. B. bei der Deckung des Grundbedarfs (z. B. Unterkunft, Nahrung) oder bei der Behandlung von Verletzungen.

Abbildung 5: Grundlegende Handlungsprinzipien der PFA © WHO (2011)
IV. LITERATURVERZEICHNIS
Boada, I., Rodriguez Benitez, A., Thió-Henestrosa, S., & Soler, J. (2020). A Serious Game on the First-Aid Procedure in Choking Scenarios: Design and Evaluation Study. JMIR Serious Games, 8(3), e16655. https://doi.org/10.2196/16655
Colbeck, M. A., Maria, S., Eaton, G., Campbell, C. B., Batt, A. M., & Caffey, M. R. (2018). International Examination and Synthesis of the Primary and Secondary Surveys in Paramedicine. Irish Journal of Paramedicine, 3(2). https://doi.org/10.32378/ijp.v3i2.91
Johanniter International. (2019). An Introduction to First Aid.
Tilton, B. (2010). First Aid. A Complete Illustrated Guide. Globe Pequot Press.
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